Technologische Revolution per dogmatischem Dilettantismus

Aussendung von Wilfried Müller vom 30.5.2023

Online gestellt am 6.6. weil die Originalaussendung offenbar im Internet untergegangen ist und erst ein Mailwechsel darüber den Zugang per Neuaussendung ermöglichte

In Deutschland wird eine technologische Revolution vom Zaun gebrochen, ohne dass das Volk dazu  befragt wurde. Die Bevölkerung hätte ja auf die Idee kommen können, dass es von den besten Wissenschaftlern und Ingenieuren gemacht werden sollte, die das genau planen und durchrechnen. So wird es aber nicht gemacht, es wird hopplahopp durchgezogen von weltfremden, technikfernen und ökonomiefeindlichen Ideologen.

Unter den Fans der Linksgrünen hält sich die Mär, sie würden über die allerbesten Experten verfügen.
Dabei ist die grüne Energiepolitik gekennzeichnet durch unausgegorene Stümperei, wo nichts richtig vorbedacht und durchkalkuliert ist - entweder sind die Experten keine, oder sie finden kein Gehör. Das Ergebnis ist, es kostet sehr viel Geld und bringt geringen Nutzen. Was Wunder, wenn dabei viele Milliarden verbrannt werden und obendrein noch das Ziel CO2-Minderung verfehlt wird. Um nur drei von den kontraproduktiven Beispielen zu nennen: Atomausstieg, LNG-Gas statt heimisches, fehlendes Speicherkonzept.

Machbarkeitswahn plus Dilettantismus
Die wollen eine technische Revolution durchziehen mit linksgrünen deutschen Energiepolitikern, die nichts von Technik verstehen. Wunder was, wenn nur Gestümpere rauskommt, denn die können ja nichts nachrechnen und kontrollieren. Die müssen alles glauben, was man ihnen sagt, und das blödeste ist, dass sie nicht wahrhaben wollen, was das für ein Gestümpere ist, was sie abliefern.
Das ist standortschädigende Politik wie aus dem Kindergarten, da wollen sie quasi mit Legosteinen eine Mondrakete bauen. Immer wieder zeigt sich, dass die linksgrüne deutsche Energiepolitik aus Machbarkeitswahn plus Dilettantismus besteht (wie hier schon in mehreren Artikeln kritisiert wurde, z.B. Warum sind erneuerbare Energien so teuer?). Daher zu hohe Kosten für zu wenig Nutzen, und das schon seit den Merkel-Regierungen. Auch bei der Ampel-Regierung ist nichts ordentlich durchkalkuliert, und das soll am aktuellen Beispiel der Wärmepumpenverordnung ("Gebäudeenergiegesetz") vorgeführt werden.

Stromerzeugung ist nicht gleich Stromversorgung
Um das darzulegen, wird vereinfacht und mit groben Zahlen gerechnet. Zu betrachten ist die Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien. Bei den EE steht zur Verfügung: Windstrom, der volatil ist und öfter mal eine Flaute einlegt. Dazu kommt Solarstrom, aber nur tagsüber, und im Winter bleibt nur wenig davon übrig. Der Strom aus Bio- und Wasserkraft kommt konstant, ist aber nur ein geringer Anteil. Zusammen sind im Schnitt 35 GW verfügbar, allerdings stark schwankend, zwischen 0 GW und >100 GW.
Für die Versorgung mit Strom braucht Deutschland gut 500 TWh/a (Terawattstunden im Jahr). Das sind ca. 60 GW, die übers Jahr relativ konstant gebraucht werden, aber im Tagesrhythmus schwanken, ca. 45 GW nachts, ca. 65 GW tagsüber. Die Löcher in der Versorgung mit EE werden mit Stromimporten gedeckt, bei längeren Dunkelflauten (z.B. 14 Tage im Dez. 22 und 10 Tage im Jan 23) werden viele Gaskraftwerke angeschaltet. Zwischendurch steht oft viel zuviel Strom zur Verfügung, der wird zum Nullpreis ins Ausland verschenkt (am 22.5.23 mussten sogar bis zu 4.1 c/kWh draufgezahlt werden).
Hier zeigen sich schon erhebliche, anscheinend nicht vorbedachte Probleme. Dabei sind die Probleme erst am Anfang ihrer Entwicklung. Derzeit können die Stromlöcher noch mit Importen und mit Gaskraftwerken gestopft werden, aber auf dem Weg zum 100%-EE-Ziel entfällt das. Dann müssen Strom-Massenspeicher her, und die sind so teuer, dass sie den Strompreis vervielfachen. Es gibt noch keine bezahlbaren Langzeit-Stromspeicher in den gebrauchten Dimensionen (Siehe dazu auch Dogmatischer Dilettantismus "Arial","sans-serif"; mso-fareast-font-family:Arial;color:blue'> https://atheisten-info.at/downloads/DogmatischerDilettantismus.pdf)

Neue Inkompetenz-Offensive der Regierung per Wärmepumpe
Versorgung mit Wärme braucht Deutschland derzeit gut 1200 TWh/a (calorische Energie in Terawattstunden pro Jahr). Das wären rund 150 GW Wärmeleistung, die aber übers Jahr ganz unterschiedlich gebraucht werden. Grob gesehen, werden im Sommer 0 GW gebraucht, im Frühjahr und Herbst 150 GW und im Winter 300 GW. Wärmepumpen haben einen Wirkungsgrad von 300% und mehr, aus 100% elektrischer Energie machen sie 300% Wärmeenergie. Bei Kälte lässt der Wirkungsgrad nach, irgendwann ist es nur noch eine elektrische Heizung mit 100% Wirkungsgrad (wenn die Wärme aus der Luft kommen soll, geht es schnell runter, wenn sie aus dem Boden kommt nicht). Hier wird für den Winter 200% Wirkungsgrad angenommen.
Wird das der Einfachheit halber alles auf Strombasis gerechnet, wird die folgende Strom-Kapazität zum Heizen gebraucht: Sommer 0 GW Strom, Frühjahr und Herbst 50 GW und im Winter 150 GW. Nun soll noch angenommen werden, dass die bessere Isolierung, die mit dem Wärmepumpen-Einbau einhergehen muss, so erfolgreich ist, dass der Bedarf sich halbiert. Das wären also Sommer 0 GW, Frühjahr und Herbst 25 GW und im Winter 75 GW (die jetzigen 60 GW wären dann mehr als verdoppelt, d.h. es würde auch die doppelte Leitungskapazität gebraucht). Das ist eine grobe Abschätzung für die komplette Umstellung der ganzen deutschen Wärmeversorgung auf EE, nicht berücksichtigt sind die Schwankungen; morgens und abends wird ja viel mehr geheizt als nachts und mittags, an kalten Tagen wird viel mehr geheizt als an warmen.

Um das möglichst einfach zuende zurechnen: Wenn der Strom vom Sommer gespeichert wird, um damit im Winter zu heizen, wären das grob 75 TWh (=1200/4/2/2, eher mehr, weil die EE im Winter weniger Strom liefern). Dafür müsste man den ganzen Bodensee über 500 m hochpumpen, oder Akkus im Wert von 7,5 Billionen Euros aufstellen. In Form von gespeichertem Wasserstoff müssten es ca.2,5 Megatonnen sein (2.500.000 t H2) das rund 50.000.000 Kubikmeter, das wären 50 Tanks mit 125 m Durchmesser. Der Wirkungsgrad beim Stromspeichern mit H2 ist schlecht, es kommen nur ca. 25% des reingesteckten Stroms wieder raus, also müsste man 200 Tanks füllen, und nicht nur 50, um die gesamte Wärmeversorgung zu gewährleisten.
Die andere Möglichkeit wäre, die Windkraft so auszubauen, dass sie genug Kapazität für den Winter hat. Dann müsste etwa das Dreifache vom Bisherigen zugebaut werden, um nominell 75 zusätzliche GW Strom zu erzeugen. Nur ergibt sich dann wieder das Problem, dass sehr viel Strom gespeichert werden muss, um Flauten auszugleichen (ca. 1/3 von den o.a. Werten). Das treibt die Kosten, die ohnehin schon 4-mal so groß sind, weil die zusätzliche Windkraft nur 1/4 Jahr gebraucht wird. Im restlichen 3/4 Jahr würden ja 3/4 aller Windräder stillstehen.

Da zeigt sich: Wiind- und Solarenergie sind nicht nur für Strom schlecht geeignet, weil ihre Volatilität unter unabsehbaren Kosten in verlässliche Stromversorgung umgewandelt werden muss. Fürs Heizen passen sie erst recht nicht: Wind- und Solarenerge sind besonders schlecht fürs Heizen geeignet, weil exorbitante Energiemengen vom Sommer bis zum Winter gespeichert werden müssen, oder weil die Windkraft incl. Speicher übermäßig ausgebaut werden muss, plus Speicher usw.

Besoffen gemacht
Erst haben sich die linksgrünen Energiepolitiker besoffen machen lassen vom Prinzip der Windkraft und der Solarzellen. Dass Wind- und Solarenerge schlecht für die Stromversorgung geeignet sind, fällt ihnen anscheinend immer noch nicht auf. Dabei wird das Umsetzen der volatilen Stromerzeugung in eine bedarfsgerechte Stromversorgung immer teurer, je höher der EE-Anteil ist.
Dann haben sie sich besoffen machen lassen vom Prinzip der Wärmepumpe. An sich sind Wiindkraft, Solarzellen und Wärmepumpen gute Konzepte, nur passen sie einfach nicht zusammen. Wind- und Solarenerge sind so schlecht fürs Heizen geeignet, dass sie ungeheuerliche Speicherkosten oder einen exorbitanten Ausbau der Windkraft verursachen würden.
Es steht zu befürchten, dass die dogmatischen Dilettanten keine Vorstellung davon haben, was für Probleme sie heraufbeschwören. Geschweige denn, dass sie wüssten, wie die zu lösen wären.
Früher hatten wir die
Soziale Marktwirtschaft, heute haben wir den Dogmatischen Dilettantismus, der seine technologische Revolution durchzieht, koste es, was es wolle.