Reise ins Reich der Quanten – Teil 3


Notizen 511

Bohms holografisches Universum

Unser Korrespondent meint, dem Laien die Quantentheorie schmackhaft machen zu können. Heute mit Hilfe physikalischer Schutzengel
Zur Erinnerung: Die Quantenphysik wird von einer Formel beherrscht, der Schrödinger-Gleichung. In ihr kommt eine Größe vor, die in einer physikalischen Gleichung nichts zu suchen hat: i, die Wurzel aus -1. Weil man aus Minuszahlen keine Wurzel ziehen kann, heißt i "imaginäre Zahl". Allerdings wird dieses ominöse i manchmal dazu verwendet, zwei Gleichungen in eine zusammenzufassen. Also sollte man, in einer Gleichung mit i, das Umgekehrte durchführen, nämlich die Gleichung in zwei Teile zerlegen.
Das hat bereits 1926, im Erscheinungsjahr der Schrödingergleichung, der deutsche (eher unbekannte) Physiker Ernst Madelung getan. Seine Bemühungen wurden ignoriert, bis David Bohm 1952 das Gleiche probierte. Heraus kamen, wie es sein soll, zwei Gleichungen. Die eine ist trivial; sie besagt, dass Energie nicht aus Nichts entstehen oder einfach so verschwinden kann ("Kontinuitätsgleichung"). Die andere aber hat's in sich. Da taucht etwas auf, das man als "Führungswelle" bezeichnet; sie ist etwas, das man nur als "Schutzengelfunktion" bezeichnen kann. Sie wirkt entfernungsunabhängig (ihre Stärke nimmt also mit der Entfernung nicht ab) und ist schneller als Licht. Sie geleitet die Teilchen sicher durch alle Hindernisse, weil sie ja "weiß", was vor ihnen liegt, und weil sie schneller ist als jeder Prozess in der Natur. Mit ihr lassen sich viele seltsame Erscheinungen einfach erklären, besonders die diversen Varianten des Doppelspaltversuchs ("Quantenradierer", "verzögerte Entscheidungen", etc.). Aber das sind technische Details, die in meinem Buch ausführlich behandelt werden.
Aus seinen Formeln entwickelte Bohm eine eigene, mystisch angehauchte Philosophie eines holographischen Universums, in dem alles mit allem auf geheimnisvolle Weise verbunden ist. Das ähnelt ein wenig den Vorstellungen indischer Religionsphilosophen, eine Welt mit einheitlichem Bewusstsein: Durch den Menschen erschafft das Universum einen Spiegel, in dem es sich selbst beobachten kann.
Originalzitate Bohm: "Es gibt einen universellen Fluss, der sich nicht explizit fassen, sondern nur implizit erkennen lässt, wie es die explizit fassbaren Formen und Bildungen andeuten. ... In diesem Fließen sind Geist und Materie keine voneinander getrennten Substanzen, sondern vielmehr Aspekte einer einzigen und bruchlosen Bewegung."
"Das Unbegrenzte muss das Begrenzte einschließen. Wir müssen sagen, dass das Begrenzte im Rahmen eines schöpferischen Prozesses aus dem Unbegrenzten hervorgeht."
Das kosmische Bewusstsein erfasst alles Existierende, sodass nach Bohm selbst die kleinsten Bestandteile der Welt eine Art Bewusstsein haben müsse
"So scheint es, dass in gewissem Sinn eine rudimentäre geist-ähnliche Qualität selbst bei Elementarteilchen vorhanden ist, und wenn wir zu tieferen Ebenen hinabsteigen, wird diese Eigenschaft stärker und entwickelter. Man könnte die wesentliche Beziehung all dieser Teilchen als Teilnahme bezeichnen. ... So nimmt jeder relativ autonome 'Geist' mehr oder minder am Ganzen teil, wobei Information gesammelt wird. So gibt es keine wirkliche Trennung zwischen Geist und Materie, zwischen Seele und Körper. Diese Teilnahme führt zu einem größeren kollektiven Bewusstsein, und vielleicht letztenendes zu einem umfassenden Geist, der grundsätzlich grenzenlos über die Beschränkungen der menschlichen Gattung als Ganzem hinausgehen kann."

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Schwarze Löcher wurden von Karl Schwarzschild 1916 theoretisch aus den Formeln der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein abgeleitet. 1967 schuf John Archibald Wheeler den Begriff "Schwarzes Loch" für diese Gebilde. Schwarze Löcher verschlucken alles für immer, Materie, Energie, Strahlung und Information. 1974 publizierte Stephen Hawking eine Hypothese, wonach Schwarze Löcher auch verdampfen können ("Hawking-Strahlung"), und in seinem Buch "Das Universum in der Nussschale" äußerte er die Annahme, dass Schwarze Löcher bei ihrem Ableben die gesammelte Information wieder ausspucken.