In verschiedenen europäischen Ländern wird der 8. Mai als der „Tag der Befreiung“ vom Nationalsozialismus, der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und damit das Ende des Zweiten Weltkrieges gedacht.
Dabei
ist gerade der 8. Mai als Tag der Befreiung zumindest unter verschiedenen
Historikern umstritten.
Denn
nicht an diesem Datum, sondern schon einen Tag zuvor erklärten die Deutschen
die bedingungslose Kapitulation.
Dazu
schrieb der deutsche Historiker Hubertus Knabe:
Am
7. Mai unterschrieb Generaloberst Alfred Jodl im Auftrag der deutschen Reichsregierung
im französischen Reims die Kapitulationsurkunde. Nur weil Stalin darauf bestand,
den triumphalen Akt im Hauptquartier der Sowjets ein zweites Mal durchzuführen,
wurde die Zeremonie am nächsten Tag in Berlin wiederholt.
Auch
hier erfolgte die Unterschrift nicht am 8. Mai, sondern erst kurz nach Mitternacht
– weshalb Russland den Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ einen
Tag später feiert.
Quelle: https://hubertus-knabe.de/75-jahre-kriegsende/
Die
Bundespolitik spricht in diesem Sinne von einem „Tag der Befreiung“, der
sogar als Feiertag Eingang in die deutschen Kalender Einzug halten soll.
Der
Historiker Professor Dr. Heinrich August Winkler sagte bei seiner Ansprache
„8. Mai – 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa –
Gedenkstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages dazu:
„Es
war nicht so, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen den Sieg der
Alliierten im Mai 1945 als Befreiung erlebt hätte. Anders
als die Völker, denen dieser Sieg die Befreiung von deutscher Fremd- und Gewaltherrschaft
brachte, bedeutete der ‚Zusammenbruch‘ des nationalsozialistischen Regimes
für viele Deutsche zugleich den Zusammenbruch ihres Glaubens an den „Führer“
und ihrer Hoffnungen auf einen deutschen ‚Endsieg‘.
Als
Befreiung erlebten die bedingungslose Kapitulation zunächst nur die Deutschen,
denen der verbrecherische Charakter von Hitlers Herrschaft schon vorher bewusst
geworden oder von jeher bewusst gewesen war.“Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/8-mai-70-jahrestag-des-endes-des-zweiten-weltkrieges-in-europa-gedenkstunde-im-plenarsaal-des-deutschen-bundestages-ansprache-von-professor-dr-heinrich-august-winkler–805330nbsp
„In Wirklichkeit“, so der deutsche Historiker Hubertus Knabe, „dachte vor 75 Jahren niemand daran, die Deutschen zu befreien. Die Alliierten wollten sie vielmehr militärisch schlagen – und zwar so nachhaltig, dass sie bedingungslos kapitulierten. Selbst die Amerikaner, die den größten Anteil daran hatten, dass die Bundesrepublik zu einem demokratischen Staatswesen wurde, sahen sich keineswegs als Befreier.
In
der Direktive 1067, die der amerikanische Präsident Harry S. Truman am 10.
Mai 1945 billigte, wurde dem Vereinigten Generalstab der USA vielmehr ausdrücklich
vorgeschrieben, dass
Deutschland ’nicht besetzt [wird] zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als
besiegter Feindstaat’“.
Quelle: https://hubertus-knabe.de/75-jahre-kriegsende/