Vorteile und Nachteile des Kirchenaustritts

Darüber berichtete am 4.1.2024 das deutsche Handelsblatt:

Rund 300 Euro Kirchensteuer pro Jahr zahlt der deutsche Arbeitnehmer im Schnitt. Vollständige Zahlen liegen bis 2022 vor, die katholische und die evangelische Kirche haben zusammen mehr als 6,24 Milliarden Euro an Kirchensteuern, in der BRd wird diese Abgabe nämlich bei Kirchenmitgliedern als Zuschlag zu den staatlichen Steuern eingehoben, 2022 sind 522.821 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten und rund 380.000 Personen aus der evangelischen Kirche!

Hier die aufgelisteten Vorteile des Kirchenaustritts:

Vorteil 1: Steuerliche Ersparnisse: Der vermutlich wichtigste Grund für den Kirchenaustritt ist das gesparte Geld. Mitglieder der katholischen Kirche zahlen im Schnitt 291 Euro, Protestanten kommen auf 278 Euro im Jahr, rechnet das IW vor. Damit ist der Durchschnittsbetrag fast doppelt so hoch wie im Jahr 2004. In Deutschland ist es gesetzlich festgeschrieben, welche Glaubensrichtungen Kirchensteuern erheben dürfen. Darunter fallen christliche und jüdische Gemeinden sowie einige freireligiöse Gemeinden und die Unitarische Religionsgemeinschaft Freie Protestanten.

Vorteil 2: Verantwortung: Die Statistik zeigt, dass Verfehlungen insbesondere seitens der katholischen Kirche die Austrittszahlen ankurbeln. So führten der Missbrauchsskandal Anfang 2010 und der Skandal um den zweistelligen Millionenbetrug in Limburg 2013, wo Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst auf Kosten der Kirche eine Luxuswohnung gebaut hat, zu zahlreichen Austritten bei der katholischen Kirche. 2021 und 2022 sorgten die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln und das Verhalten des Kardinals Rainer Maria Woelki für Rekordzahlen an jährlichen Kirchenaustritten. Gläubige wollten mit ihrem Geld die Tätigkeiten der Kirche nicht länger unterstützen. Denn die Einflussnahme der Mitglieder ist außerhalb ihrer lokalen Gemeinden sehr begrenzt.

Vorteil 3: Kein Religionsunterricht: Schulpflichtige Kinder ohne Religionszugehörigkeit können vom Religionsunterricht in der Schule befreit werden. Damit soll verhindert werden, dass Andersgläubige mit einer Weltanschauung konfrontiert werden, die sie und ihre Eltern nicht teilen. Ab 14 Jahren gelten Menschen in Deutschland als religionsmündig.

Nachteil 1: Der bürokratische Aufwand: Wer in Deutschland aus der Kirche austreten will, muss zum Amt. Abhängig vom Bundesland müssen Sie entweder beim Standesamt, Einwohnermeldeamt oder beim Amtsgericht einen Termin vereinbaren. Dort müssen Sie ein Formular ausfüllen und eine Bearbeitungsgebühr zahlen. Je nach Bundesland ist es kostenlos, wie etwa in Bremen, oder kostet durchschnittlich etwa 30 Euro.

Nachteil 2: Keine Jobchance bei kirchlichen Trägern. Ärzte, Krankenschwestern, Pädagogen und Sozialarbeiter stehen vor der Frage, ob sie aus der Kirche austreten. Denn sie könnten ihre Jobchancen verringern. Grund ist, dass ihre Arbeitgeber häufig an die Kirche gebunden sind und die Mitgliedschaft verlangen.

Nachteil 3: Ausschluss von kirchlichen Zeremonien: Die Kirche begleitet wichtige Ereignisse im Leben eines Menschen: die Taufe, die Trauung vor dem Altar und die Totenmesse. Für diese Zeremonien müssen Menschen, die ausgetreten sind, entweder Geld zahlen oder gänzlich darauf verzichten. Wobei es mittlerweile für alle Ereignisse auch weltliche Alternativen gibt. Als Besucher dürfen Ausgetretene aber natürlich weiterhin beiwohnen.

Was Sie beim Austritt aus der Kirche beachten müssen: Wenn Sie alle Vor- und Nachteile abgewogen haben und aus der Kirche austreten wollen, müssen Sie zunächst herausfinden, welche Institution in Ihrer Stadt für die Abmeldung aus der Kirche zuständig ist. Dort müssen Sie einen Termin machen und persönlich erscheinen.
Am besten ist es, einen gültigen Personalausweis oder Reisepass mitzunehmen. Verheiratete oder Geschiedene müssen außerdem das Familienbuch vorlegen. Sind die Formalitäten erledigt, informiert die Behörde das Finanzamt über den Austritt. Zum Ersten des folgenden Monats sollte der Kirchenaustritt rechtsgültig sein und Sie keine Kirchensteuer mehr bezahlen. Die Austrittsgebühren liegen nach Bundesländern in der BRD von gebührenfrei bis 75 Euro, meistens sind es um die 30 Euro.

Beachten müssen also Austrittswillige, die in kirchlich betriebenen Einrichtungen arbeiten, also speziell kirchliche Spitäler oder Pflegheheime, dass ein Austritt den Arbeitsplatz gefährden kann, sollte es unter Austrittswilligen noch Leute geben, die an Gott glauben, dann könnten sie scih vor göttlichen Strafen für den Austritt fürchten, also dass sie nach dem Tod nicht in den Himmel, sondern in die Hölle kommen, aber Verstorbene leben ja nimmer und wissen darum nicht einmal, dass sie gelebt haben, so einfach ist das! Schaut jedenfalls so aus als sei der Kirchenaustritt in Deutschland eine sich ausweitende allgemeine Erscheinung.

Hier noch ein Vergleich mit Österreich: seit 2000 sind hierzulande 1.232.675 Katholiken ausgetreten, in der 9,2mal größeren BRD waren es 4.032.389! Allerdings ist der Katholikenanteil in Österreich bei rund 55%, in der BRD nur bei 25 %, weil dort gibt es deutlich mehr Protestantenanteil als hier bei uns. Auf die Einwohner gerechnet steht es also knapp 3:1 für Österreich, auf den Katholikenanteil liegt das eher unentschieden!