Wie wird 2024?

Das fragte am 13.1.2024 Peter Ripota in einer Aussendung,
seine Antwort lautete so:

Ein turbulentes Jahr mit vielen Wahlen, bei denen, mehr als sonst, Populisten und Möchtegern-Diktatoren (oder auch echte) an die Macht kommen werden.

Adrien Book, ein "Strategy Consultant", hat auf dem Diskussionsforum quora Prognosen für 2024 veröffentlicht. Die sind allerdings sehr auf die USA bezogen. Hier stelle ich sie vor, mit Kommentaren:

Die Wirtschaft wird durch "Ozempic" total verändert. Das ist ein Medikament, das den Appetit zügelt, zusammen mit anderen Drogen wie Mounjaro und Wegovy. Book meint, die Fast-Food-Industrie wie McDonalds & Co. wird darunter leiden, weil die Menschen dann weniger Ungesundes Zeug essen, was Auswirkungen auf die Krankenkas-sen & Ärzte, auf Werbefirmen, Psychologen, Fluggesellschaften, Gesundheitsämter und soziale Medien haben wird. Kommentar: Erstens sind diese Medikamente teuer (sie werden sogar im Schwarzhandel angeboten, wie richtige Drogen), zweitens wird es, wenn überhaupt, dazu führen, dass die Menschen sich ein wenig gesünder ernähren, was nicht schlecht ist und dem allgemeinen Trend entspricht. Das Gesundheitsbewusstsein steigt, die Propagatöre einer vernünftigen (nicht unbedingt rein veganen) Ernährung werden immer mehr gehört. Kein Problem!
Los Angeles verkommt wie früher Detroit. Nehmen wir einen kleinen Teil dieser Gigastadt, nämlich Hollywood, dann kann Book zumindest in der Hinsicht Recht haben, dass die Produktion von Filmen sind grundlegend ändern wird (oder sich schon geändert hat). Rechnersysteme übernehmen nicht nur immer mehr Hintergründe und Spezialeffekte, sie werden auch dank Künstlicher Intelligenz (KI) zum Schreiben von Drehbüchern, ja sogar als Darsteller eingesetzt, wie es teilweise schon der Fall ist: Bewegungsmuster, Gesichtszüge und Stimme werden von den Rechnern so exakt nachgeahmt, dass echte Schauspieler langsam überflüssig werden. Die Großen wird man behalten, die Kleinen und Statisten müssen sich was anderes suchen. Kulissen braucht es nicht mehr, die macht der "green screen". Aber Los Angeles bietet vieles andere mehr, es wird nicht untergehen wie die Stahlstadt im Norden. Und die Filmbranche wird ganz neue Möglichkeiten entdecken.
KI wird weitreichende Folgen auch auf anderen Gebieten haben, z.B.: Firmen werden "saubere" Daten verkaufen, also solche, die nicht aus dem Internet stammen und auch keine Persönlichkeitsrechte verletzen; KI wird so viele Berufe ersetzen (z.B. Journalisten und Fernsehsprecher), dass sich die 3- oder 4-Tage Woche durchsetzt (oder die Welt mit Arbeitslosen überschwemmt wird); Rechtsanwälte werden eine Hoch-Zeit erleben durch unzählige Prozesse wegen Copyright-Verletzungen oder unbefugtem Verwenden persönlicher Daten; usw. Kommentar: Die bösen Auswirkungen einer neuen Technologie wurden immer schon in den Vordergrund gestellt, die guten weniger beachtet. So negativ wird die Welt nicht werden, denn alles wird sich irgendwie regulieren und ausgleichen. Eine der schlimmsten Erfindungen für die Menschheit war der Buchdruck. Er führte zu Religionskriegen und massenhafter Verdummung der Menschheit, aber irgendwie haben wir das alles in den Griff gekriegt. Books positives Beispiel: KI wird die Sprache der Delphine, der Affen, Elefanten und unserer Haustiere entziffern, sodass wir direkt mit ihnen kommunizieren können. Kommentar: miau!
Wohnen wird weiterhin ein großes Problem bleiben. Das liegt allerdings nicht nur an den unbezahlbaren Mieten oder Kaufpreisen, sondern auch an immer höheren Ansprüchen der Bevölkerung an die Größe einer Wohneinheit. Books Vorschläge sind vielleicht in den USA realisierbar, bei uns wohl kaum: permanentes Wohnen in Hausbooten, in Campingwägen, Schiffscontainern, transportablen Miniwohneinheiten, Baumhäusern, etc. Kommentar: Wie wär's, wenn der Wohnungsmarkt wenigstens teilweise dem Raubtierkapitalismus entzogen wird und Kommunen, Städte, Gemeinde und der Staat selber preiswerte Wohnungen bauen lassen und zur Verfügung stellen? In manchen Städten scheint das ja auch halbwegs zu funktionieren (z.B. in Wien); der Markt allein hilft da nicht.

Doch wozu in die Ferne schweifen? Deutschland ist uns näher, KI nicht das Problem. Das Problem ist auch nicht unsere Regierung, sondern deren Darstellung in den Medien. Hier ein paar Beispiele (aus der "Tagesschau"):
Die Ampelkoalition ringt weiter ... Äußere und innere Krisen begleiten das Bündnis von Anfang an ... könnte die Situation jedoch kaum kritischer sein ... mühsam einigen ... Fieberhaft wird an einer Lösung gearbeitet ... das krisengebeutelte Bündnis ... Eine schrecklich nette Familie ... steht derzeit für Streit ... uneins ... ist das Vertrauen der Wählenden in das Bündnis kontinuierlich gesunken.
In der Tat, und das ist der Presse zu verdanken, der rechten sowieso, der linken ebenso. In einem anderen Beitrag habe ich die Ampelkoalition charakterisiert.
Das gilt immer noch, auch für 2024. Wer sich von den abwertenden Sprüchen der Presse löst, kann nur feststellen: Die Regierung arbeitet erstaunlich gut. Sie hat Corona, Russland-Überfall auf die Ukraine, Krise im Nahen Osten, Wirtschaftsschrumpfung in China, Energieumstellung und vieles mehr gut in den Griff gekriegt. Sie hat 2/3 ihrer Ziele bereits erreicht. Sie hat die von der Fundamental-Opposition heraufbeschworene Finanzkrise halbwegs bewältigt. Sie diskutiert weiterhin intern, denn das macht eine Koalition und letztlich eine Demokratie aus. Die Presse interpretiert jede Diskussion als "Streit", jede Zeit zur Klärung als "Handlungsunfähigkeit", jede intensive Auseinandersetzung als "fieberhaft", jedes Anpacken neuer Herausforderungen als "krisenhaft", jede Meinungsverschiedenheit (bei drei so unterschiedlichen Parteien!) als Ende der Koalition.
Ergebnis: Das Volk ruft wieder mal nach dem schnellen Entscheider, der nicht lang diskutiert, sondern handelt, der nicht lang fackelt, sondern Fackeln entfacht, für Umzüge, damit die Demokratie wieder Einzug hält in unser Land. Die Demokratie? Was die Presse fordert und ihren Lesern suggeriert: Wir brauchen keine Demokratie, in der diskutiert und gerungen wird, wo man Kompromisse schließen muss und auf neue Situationen mit neuen Diskussionen reagiert. Nein, wir brauchen einen neuen Führer. So einen, der behauptet, die Demokratie sei irgendwohin verschwunden und man müsse sie zurückholen, nur um sie danach möglichst schnell abzuschaffen.
Armes Deutschland!